Wasser marsch!


Wasser marsch!
Ein Befehl, den wohl jeder kennt, nicht nur im Umfeld der Feuerwehr. Sicherlich denken auch viele Bauern, Waldbesitzer und Gärtner aufgrund der allgegenwärtigen Trockenheit sehnsuchtsvoll an diese Verheißung. Die in diesem Jahr gefallenen Regenmengen sind durchweg unterdurchschnittlich, nur der Juli sticht da mit Landregen und niedrigeren Temperaturen (sehr zum Leidwesen der Urlauber) heraus. Dafür setzt der August den Trend des Jahres fort.
Nun, solche zeitlich begrenzten Phänomene nennt man Wetter. Wenn sie aber dauerhaft auftreten, dann ist das Klima. Dass sich dieses verändert hat, ist nicht mehr zu bestreiten – zu offensichtlich und dauerhaft sind die Veränderungen innerhalb der letzten Jahre. Selbst wenn man die Ursachen des Klimawandels glasklar definieren und dann bekämpfen würde, kämen wir auf Jahrzehnte nicht mehr in den Genuss eines „normalen“ Klimas, denn mit der Klimaküche ist es so wie mit der Deutschen Bahn – vorherrschend ist die Langsamkeit! Witzigerweise kann man auch zwischen Wetter und der Deutschen Bahn eine Gemeinsamkeit entdecken – Vorhersagen ohne Gewähr!
Wir werden wir uns mit den Folgen des Klimawandels recht schnell auseinandersetzen müsse, um daraus Schlüsse für die nahe Zukunft zu ziehen. Nur einige Stichworte: länderübergreifendes Wassermanagement, neue Bewässerungsmethoden in der Landwirtschaft, Erneuerung des Waldes, veränderte Stadtplanungen bis hin zu neuen Strategien in der Brandbekämpfung, denn ein Haus brennt nun mal anders als der Wald.
Und das verwertbare Wasser ist weniger, als viele von uns glauben. Wir sprechen zwar vom „Blauen Planeten“ und tatsächlich sind ca. 70% der Erdoberfläche mit Wasser bedeckt. Aber das für uns lebenswichtige Süßwasser macht davon weniger als 3% aus. Und von diesen 3% sind für Menschen nur winzige 0,3% relativ leicht zugänglich (Seen, Talsperren, oberes Grundwasser). Diese 0,3% sind dann auch noch sehr unterschiedlich auf der Erde verteilt. Bei solchen Zahlen denkt man unter Umständen an das Zauberwort „Meerwasserentsalzung“. Das Verfahren wird heute punktuell angewandt, aber es wird den Massenbedarf an Trinkwasser nicht im Ansatz decken können. Die Entsalzung ist u.a. äußerst energieintensiv, was sich nur sehr reiche Staaten leisten können. Außerdem schafft dieses Verfahren große Umweltprobleme, da der Abfall, ein hochkonzentriertes Salz-Chemikalien-Gemisch, zurück ins Meer gepumpt wird und dort küstennahe Ökosysteme regelrecht abtötet.
Die Devise lautet also Wassersparen, was bei weiter steigender Weltbevölkerungszahl nicht einfacher wird. Also fangen wir mal an: eine Jeans benötigt in der Herstellung satte 8.000 Liter Wasser, Lederstiefel schon 14.500 Liter und ein Laptop schluckt satte 20.000 Liter. Problem erkannt, Gefahr gebannt? Sicher kann man Jeans und Stiefel länger tragen und den alten Laptop nicht gleich gegen das neueste Modell austauschen. Und kürzer duschen. Das würde schon helfen.
Aber das Hauptproblem ist ein anderes. Man muss sich nur den prozentualen Anteil der Wassernutzer anschauen: Kommunen und Privathaushalte beanspruchen ca. 12% des weltweiten Wasserverbrauchs, der Industrie dürstet es nach 19%. Der Schluckspecht aber ist die weltweite Landwirtschaft mit einem unglaublichen Anteil von 69%! Wenn wir also den Wasserverbrauch spürbar und schnell senken wollen, dann müssen wir die Landwirtschaft neu aufstellen.
Schauen Sie sich mal das irrsinnige Überangebot in den Supermärkten an – ohne künstliche Bewässerung in den warmen und zunehmend trockenen Regionen der Erde undenkbar! Brauchen wir wirklich auch im Winter Erdbeeren, die eigentlich nur aussehen wie Erdbeeren? Ist eine regionale und saisonale Ernährung schlussendlich nicht auch die gesündere? Die Reihe der Fragen ließe sich ins Unendliche ausdehnen. Von der völlig überzogenen Viehhaltung will ich gar nicht erst anfangen. Den Luxus der alltäglichen Verfügbarkeit aller Nahrungsmittel wird sich auf Dauer nur noch eine Oberschicht auf Kosten anderer leiste können. Die Schere zwischen Arm und Reich wird sich weiter öffnen, was unweigerlich zu einer Verstärkung der Migration führen wird.
Wir müssten umdenken, viel Zeit bleibt nicht mehr. Die Realität ist leider eine andere.
