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Der Lautsprecher – Foto: JensFrenkel
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Der Lautsprecher – Foto: JensFrenkel

Familienquiz

Nachdem wir ja schon im letzten Beitrag auf eine mögliche Familienquiz-Frage hingewiesen hatten (Gemeinsamkeit zwischen Igel und Verbrenner), bietet das Thema Natur einen unendlichen Fundus weiterer Fragen an. So zum Beispiel am Jahresanfang die spannende Frage nach dem Vogel des Jahres. Oder dem Baum des Jahres. Ist das alles? Nein, natürlich nicht, denn der Nabu und andere Organisationen bieten sage und schreibe 35 Tiere und Pflanzen, ja sogar Organisationen des Jahres an. Da lässt es sich trefflich raten. Den Vogel des Jahres bekommen die meisten Quiz-Teilnehmer noch gut hin - in diesem Jahr der Hausrotschwanz. Vielleicht noch den Baum des Jahres – die Roteiche . Doch danach ist oft Ebbe beim Rätselraten. 

Apropos Ebbe – wie heißt der Fisch des Jahres? Nein, nicht der geräucherte Lachs im Sonderangebot, den man eigentlich überhaupt nicht mehr kaufen dürfte, schon der eigenen Gesundheit zuliebe. Es ist der Europäische Aal. Dazu später mehr, denn der wird diesen Titel wohl nicht wieder gewinnen können. Mit der Wahl des Jahres will man die Aufmerksamkeit auf gefährdete Spezies oder selbstlose Menschen lenken, die alles für unsere Natur tun. Da fallen uns allen doch unendlich viele Nominierungen ein, oder? In einem Punkt kann ich jedoch Entwarnung geben - es wird nicht nach dem „Bundes-Politiker des Jahres“ gesucht. Wie auch…?!     

Zurück zum Aal. Warum wird er den Titel „Fisch des Jahres“ wohl nicht mehr gewinnen können? Ganz einfach – weil es ihn bald nicht mehr geben wird! Ein Freund (und menschgewordene Angel) erzählte mir vor einigen Monaten, dass die Bestände des Europäischen Aals um (nicht auf!) 95 Prozent geschrumpft sind. Ich konnte mir das einfach nicht vorstellen und forschte nach. Und siehe da – die „Angel“ hatte gelogen! Es sind nämlich nicht 95, sondern unfassbare 98 Prozent! Der wildlebende Aal ist praktisch ausgestorben. Ein Tier, welches sich in seiner Urform schon seit 200 Millionen Jahren in den Gewässern tummelt. Und trotzdem wissen wir so wenig über den Aal. Sein geheimnisvoller Lebenszyklus ist nur teilweise erforscht. Selbst sein genauer Geburtsort in der Sargassosee (südlich von Florida) wurde bis heute nicht gefunden. Auch ist unbekannt, wie und wo sich Aale in freier Wildbahn paaren. Die geschlüpften Larven machen sich dann auf die lange Reise und brauchen ca. 3 Jahre, um nach Europa zu kommen. Hier endet dann aber meist ihr Leben, denn als sogenannte Glasaale werden sie in unvorstellbaren Mengen vor Europas Küsten weggefangen, um dann u.a. als Delikatesse die letzte Reise nach Asien anzutreten. Die wenigen Aale, die es doch in die europäischen Gewässer schaffen, werden hier nach bis zu 15 Jahren  (männliche Tiere schon nach ca. 9 Jahren) geschlechtsreif und schwimmen später den weiten Weg wieder an ihren Geburtsort  zurück, um dort zu laichen. Und erst dann endet normalerweise ihr Leben. Das schaffen aber nur noch mickrige 2 Prozent. Und da der Aal nur einmal in seinem Leben ablaicht, wird er sich wohl kaum vom Raubbau an seinen „Kindern“ erholen. Da nützt es ihm auch nicht, dass er bereits 1995 und 2009 in Deutschland „Fisch des Jahres!“ war. 

Nebenbei sei erwähnt, dass Aale, die keine Möglichkeit der Rückwanderung haben (weil zum Beispiel das Gewässer abgesperrt wurde), hier sehr alt werden können. Man geht da von bis zu 100 Jahren aus. Es ist vor allem dem Deutschen Anglerverband zu verdanken, dass es den Europäischen Aal hier und heute überhaupt noch gibt. In mühevoller Kleinarbeit setzen die Mitglieder immer wieder Aal-Brut ein, um diese Art zu erhalten. Grundsätzlich würde aber nur ein generelles Fangverbot für Glasaale diesen faszinierenden Fisch retten. Aber leider ist da nichts in Sicht: Geld sticht Artenvielfalt! Aber halt – die Sonne geht auf! Aufgrund der schlechten Bestandssituation erließ der Fischereirat der EU im Dezember 2022 ein totales Fangverbot in Meeres- und Küstengewässern. Für die Freizeitfischerei…    

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